Im privaten Separee des Magisters

  • Der stille, junge Mann führte die Witwe Blake in einen etwas abgelegeneren Teil des Schankraums, zog den Vorhang beiseite und wies ihr einen Platz am Tisch. "Mister Obnoxius is not here yet?" fragte die Witwe, doch der Kellner zuckte nur die Schultern. Nun, dann würde sie eben warten. "I'll take some wine while I wait.", trug sie ihm auf, während sie sich setzte.

  • Der Magister war wieder einmal ganz in seine Studien vertieft. Doch da war dieses unbestimmte Gefühl, etwas vergessen zu haben. Er mochte das ganz und gar nicht. Also lehnte er sich zurück und ging in Gedanken die Planung für den heutigen und die nächsten Tage durch. Als sein Blick durch seine Kammer schweifte, fiel sie auf seinen schwarz-grünen Ausgeh-Mantel. "Ach richtig" seufzte er ganz tief und resignierend. "Soziale Verpflichtungen". Und so las er noch die letzte Schriftrolle zu ende und konnte sich aber schon gar nicht mehr richtig konzentrieren. Mit der Hoffnung dieses Treffen nicht länger als unbedingt nötig zu gestalten, begab er sich in den Gastraum und direkt in sein privates Séparée (Syrael konnte diese speziellen Worte aus dem Frankenland nicht ausstehen und so bemühte er sich bei der Aussprache immer extra unbeholfen)

  • Die Witwe atmete tief durch. Bisher hatte sie den charmanten Gelehrten nie ohne ihren jüngst verstorbenen Gatten getroffen, und auch dann immer nur um geschäftliches zu besprechen. Er würde diese Verabredung zum Dinner doch nicht etwa vergessen haben?!

    Da öffneten sich die Vorhänge erneut und- nein, es war nicht Mister Obnoxius. Nur ein Knabe mit dem Wein. Sie nickte ihm wohlwollend zu,"Leave the bottle, boy!", und nippte an dem roten Getränk.

    "Well, at least they know about propper wine around here..." murmelte die Witwe, während sich der Vorhang wieder hinter dem Jungen schloss.

  • Als der Magister das Séparée betrat, saß sein Gast bereits vor einer Flasche Merlot. Immerhin ein guter Sinn für Geschmack. Auch bei der Wahl ihrer Kleidung besaß sie - trotz der besonderen Umstände - einen sehr gehobenen Stil. Syrael dachte aber gleichzeitig an staubtrockene Ebenen, an Sandhühner und Glutwege... Ob sie ihre hohen Standards wohl auch in solchen Gegenden aufrechterhalten können würde? "Guten Abend Misses Blake, ich hoffe sie mussten nicht zu lange warten."

  • Lächelnd erhob sich die Witwe von ihrem Platz und grüßte ihren Gastgeber. In diesem Land herrschten eideutig ...andere... Sitten...

    "Mister Obnoxius! My pleasure. No, don't worry about it. I just arrived here myself." Tatsächlich war sie zwar pünktlich zu der Verabredung erschienen, aber es war knapp gewesen: Nachdem sie heute die Maulbeerebäume und die Raupen begutachtet hatte, musste sie dringend ein Bad nehmen (diese Temperaturen!) und sich anschliessend dem Anlass entsprechend neu einkleiden. Der Magister selbst wirkte allerdings auch etwas zerrupft... Fast, als hätte er seinen Abendgehrock einfach über Hemd und Hose des Tages geworfen...

  • Der Magister setzte sich und schenkte sich auch ein Glas Rotwein ein. Vermutlich hätte er erst fragen sollen. Oder nicht? Schließlich war es sein Séparée. Soziale Gepflogenheiten waren ihm noch immer sehr fremd. Und seine Gabe der Empathie benötigte dringend weitere Praxis. Misses Blake war irritiert und sie fühlte sich etwas unwohl, gleichzeitig aber auch neugierig. Oder waren das doch seine eigenen Gefühle? "Wie war die Reise?"

  • Diese Frage ging unter den gegebenen Umständen doch etwas zu weit!

    "..." Die Witwe öffnete einige Male sprachlos den Mund, kam sich vor wie ein Karpfen und griff nach ihrem Weinglas. Einen tiefen Schluck später fühlte sich sich zu einer ersten Antwort im Stande. "As you are well aware..." begann sie mit verzweifeltem Lächeln, " died my beloved husband during the journey..." noch ein Schluck. "But apart from that, " ihre Stimme klang selbst in ihren eigenen Ohren etwas schrill, " apart from becoming a widow, it went quite smoothly. Thank you for your consideration!" War ihr Glas tatsächlich schon leer?

  • Ach richtig. Da war ja was. Dunkel erinnerte er sich an ein Gespräch mit ihrem ... Diener? Leibwächter? Der hatte das Ableben von Mister Blake auf hoher See erwähnt, ihn aber nicht sehr betrauert. An das empfangene Gefühl erinnerte sich der Magister noch gut. Daher hatte er ihm keine größere Bedeutung beigemessen. Aber die Bestürzung von Misses Blake traf ihn wie eine Wucht. "Bitte entschuldigen Sie, das war sehr taktlos von mir. Ich bin derzeit Tag und Nacht in ganz besondere Studien vertieft und da verliere ich ab und zu den Bezug zur Außenwelt. Mein tiefstes Beileid. Ihr Gatte war ein ausgezeichneter Mann und die Welt ist ein dunklerer Ort ohne seine Anwesenheit und seine Begabung."

  • Die Witwe atmete tief durch. Diese Gelehrten hatten vermutlich allerlei andere, bedeutsamere Dinge im Kopf. "Well, I... Thank you, Mister Obnoxius, for your condolences." Ein weiterer tiefer Seufzer. "Pardon me, Mister Obnoxius. It's all still quite... fresh"

  • Der Magister bemerkte ihr leeres Glas und schenkte nach. Auf Syrael Art. Der Abend konnte einfach nur noch besser werden... Da die Flasche nun 'schon' halb leer war, winkte er er einer der Rougetten und sie verstand sofort. "Nun, Misses Blake. Sie haben in der Tat eine ereignisreiche Reise hinter sich und dieses Land, und ich fühle mich dazu verpflichtet Sie darauf hinzuweisen, birgt noch viele weitere Gefahren. Wir hatten noch nicht das Vergnügen andere Worte zu wechseln, als zum geschäftlichen Anlass. Daher vermag ich nicht einzuschätzen wie Sie gestrickt sind." Oh, das war ihm so rausgerutscht. Ein sehr flacher Wortwitz. Rama wäre sehr amüsiert. Wo war sie eigentlich? "Dieser Kontinent verschlingt zartbesaitete Gemüter wie es ihm beliebt. Möchten Sie sich dem entgegenstellen oder gedenken Sie bald wieder die Heimreise anzutreten?"

  • Dankbar nahm die Witwe das gefüllte Glas entgegen. Dass die Umgangsformen in dieser neuen Welt lax waren, soviel hatte sie in der Zwischenzeit nun wirklich mitbekommen. Doch von einem so ehrbaren Gelehrten wie ihrem Gastgeber hatte sie dann doch mehr erwartet.

    "Zartbesaitet? I don't think I came across that expression? But, rest assured: I am not going to go back soon. The Middlelands hold nothing for me. But here", ihre Augen begannen zu leuchten " here I can start a new. Those Mulberrytrees you wrote about: They are perfect!"

  • Eindeutig Terra-Affin. Eindeutig nicht sein Metier. "Die korrekte Übersetzung wäre womöglich 'nicht für die schwachen Herzen'. Und damit möchte ich wahrlich nicht despektierlich erscheinen. Ich möchte nur, dass Sie wissen, worauf Sie sich hier einlassen. Aber Sie zeigen mir bereits, dass Sie von anderem Schlag sind. Und das ist gut! Dieses Land, und Asina im speziellen, benötigen dieses leidenschaftliche Unternehmertum!" Syrael wurde selbst ganz euphorisch. Diese Unterhaltung begann interessanter zu werden, als er noch vor wenigen Stunden erwartet hatte.

  • "You know, your letter arrived just at the right time!" Die Witwe rutschte ein wenig auf ihrem Platz herum. So seriös und gesittet ihre Herkunfft und Erziehung sie auch geformt hatten, eine gewisse abenteuerlustige und, nun, "leidenschaftliche" Disposition in ihrem Wesen konnte sie noch nie zurück halten.

    "My beloved late husband was tired of the ever repeating requests for more or less the same old designs. You know, he understood himself more of an artist!" Ob das zu dick aufgetragen war? Nun ja, sie hatte es immerhin fertig gebracht ihren leider verstorbenen Ehemann davon zu überzeugen dieses Abenteuer einzugehen... Jetzt lag es also allein bei ihr, wie diese Geschichte erzählt würde...

  • Während Misses Blake noch sprach, ging Syrael bereits verschiedene Möglichkeiten durch ihr zu antworten:


    Ehrlich / Höflich Außerordentlich Mittel Wenig
    Wenig Das klingt ja hoch interessant Ich verstehe Das ist in meinen Augen nicht sonderlich wichtig, aber ich werde morgen zusehen, mich näher damit zu beschäftigen
    Mittel Ich verstehe Ich verstehe Ich verstehe
    Außerordentlich Ich hoffe Sie entschuldigen meine Direktheit, ich habe gerade so viel um die Ohren, dass ich dazu nicht weiter Stellung beziehen kann Ich habe gerade so viel um die Ohren, dass ich dazu nicht weiter Stellung beziehen kann Ist es schon so spät?
  • Die Witwe lächelte ihr Gegenüber an. "Oh, I doubt it.", dachte sie, " you have not the slightest idea what all of that means to me." Ein weiteres Seufzen (Himmel, wie sie das hasste! Aber von Damen wurde nun einmal eher ein tiefer Seufzer als tiefe Konversation erwartet.)

  • "Hat man Sie schon darüber informiert? Wenn Sie in Asina Handel treiben möchten, müssen Sie zunächst ein offizieller Bürger werden. Ich empfehle einen Besuch in der Staatskanzlei, und am besten zeitnah. Die Beamten am Hof sind nicht gerade für ihren lebendigen Enthusiasmus bekannt, wenn Sie verstehen was ich meine"

  • " Thank you, Mister Obnoxius. That's very kind of you to tell me", antwortete die Witwe wieder mit gewohnter Höflichkeit. "I am aware of that rule." Sie griff nach ihrem Glas, "it seems like an quite blunt attempt to get more citizens of an... rather prosperous background, doesn't it?" Sie lächelte ihr gewinnenstes Lächeln. ""Did you set this up? I know you are something of an politician here."