Beiträge von Staatskanzlei

    Alles umschließende Hitze. Gebrannte Erde. Sterbendes Gras und staubige Ebenen.
    Seit mehr als zwei Jahren lebten die Siedler Ad Astras nun schon in Asina und Caladh Erenn, Hitze und Trockenheit war ein stetiger Begleiter in der Zeit des mitrasperanischen Sommers. Dieses Jahr war aber anders. Drastischer, bedrohlicher. Die Regenfälle, welche normalerweise im Winter und Frühjahr die Zisternen und Brunnen füllten, waren spärlicher ausgefallen, als man es gewohnt war.
    Das geschäftige Treiben in der Stadt, welches den Sommerfeldzügen immer voran gegangen war, kam dieses Jahr völlig zum erliegen. Schon früh am Tag flirrte die Hitze über den Pflastersteinen der Straßen. Die weißen Häuserschluchten Asinas entwickelten sich zu blendenden Backöfen und die Bevölkerung versuchte mit allen Mitteln sich vor der Hitze zu schützen, denn die unerbittlichen Strahlen hatten schon erste Opfer unter Alten und Schwachen gefordert. So kam es, dass Asina und Caladh Erenn tagsüber Geisterstädten glichen, in welchen selbst Tiere sich vor den brennenden Strahlen des Ignis Gestirns verbargen.
    Wochen vergingen so, Märkte wurden auf die Nächte verschoben und die Herrscher Ad Astra veranlassten erste Rationierungen von Trinkwasser. Sehnsüchtig hielten die Menschen Ausschau nach Wolken am Horizont. Bis eines Nachts ein Beben Ad Astra durchfuhr. Die Erde schien sich aufzubäumen und viele Bewohner der Stadt fühlten sich mit Panik im Herzen an die Nacht des Archenabsturzes erinnert. Doch so schnell wie das Beben gekommen war, so schnell war es auch wieder verschwunden. Die Siedler der Stadt spähten in die Ferne, auf der Suche nach dem Grund für das Geschehene, aber nichts war zu sehen.
    Als der Morgen dämmerte, waren helle Rufe in der Stadt zu hören: “Wolken! Wolken im Westen!” Die Luft über Asina stand geradezu und im Westen des Landes bäumten sich schwarze Gewitterwolken bedrohlich in den Himmel auf.
    Donnergrollen hallte zur Stadt. Doch kein Regen. Die Wolke wuchs und verfinsterte weite Teile des Himmels doch kein Tropfen Regen traf den Boden. Blitze zuckten am Horizont herab.


    All-embracing heat. Scorched earth. Dying grass and dusty plains.

    For more than two years settlers of Ad Astra had been living in Asina and Caladh Erenn, whilst heat and drought had been a constant companion during the Mitrasperanian summers. Nevertheless, this year was different. More drastic, more threatening. The rains which usually filled the cisterns and wells in winter and spring, were more sparse than usual.

    The hustle of the city, which had always preceded the summer campaigns, came to a complete standstill. Shimmering heat over cobbled streets, far too early in the day. The white canyons of Asina's houses turned into glaring ovens and the population tried to protect themselves from the heat by all means. The relentless rays had already claimed the first victims among the old and the weak. So it became about that Asina and Caladh Erenn resembled ghost towns during the day, in which even animals hid from the burning rays of the Ignis star.

    Weeks passed, markets were postponed to the nights and the rulers of Ad Astra ordered the first rationing of drinking water. Longing for clouds on the horizon, people looked out for them. Until one night, the earth commenced to shake. The ground seemed to rear back. Being reminded of the night of the ark crash, panic began to rise in the hearts of the people. rose in the hearts of the people. Yet, as swiftly as the quake had begun, the more rapidly disappeared. The inhabitants of the city squinted at the distance, searching for the reason for what had happened, but nothing could be seen.

    When the morning dawned, bright shouts were heard in the city: "Clouds! Clouds to the west!" The air over Asina was stagnant, and in the west black storm clouds reared up threateningly into the sky.

    Thunder echoed in the city. Still, no rain. The cloud grew and darkened large parts of the sky, while not a single drop of rain hit the ground. Lightning flashed down the horizon.



    "Ach, Sie meinen Einbürgerung und Gewerbeanmeldung? Aber natürlich, kommen Sie mit! Ich führe Sie zum Amt für Meldewesen, dort können Sie beides zusammen erledigen."
    Die junge Dame führte die Witwe durch einen kurzen Flur, dann einige Stufen hinab und einen längeren Gang entlang, der in einen Anbau führte. Dort befand sich ein größerer Eingangsraum mit Sitzgelegenheiten, von dem mehrere Türen abgingen. Zudem gelange man durch eine Eingangstür nach draußen - das Amt für Meldewesen hatte einen eigenen Seiteneingang im Gebäude der Staatskanzlei.

    Als die beiden Damen ankamen, saß nur eine weitere Person wartend im Eingangsbereich. Gerade öffnete sich eine der Türen, und heraus traten ein Mann und eine Frau, die Verabschiedungsfloskeln austauschten. Der Mann war in weiß und blau gekleidet und trug eine auffällig gestickte Eule auf seiner Gewandung. Er tippe sich mit zwei Fingern an den Hut, während er "Bis bald, Alayne" sagte und sie "Komm gut nach Hause, Vilberes, und meine den Glutweg" entgegnete. Dann winkte die Frau der Person im Wartebereich zu: "Kommen Sie, kommen Sie, hereinspaziert!"

    "Alayne, entschuldige?" Die junge Beamtin versuchte die Aufmerksamkeit der Ceann für Inneres auf sich zu lenken. "Ich habe hier eine Dame, die Fragen zum Einbürgerung und Gewerbeprocedere hat. Sie spricht unsere Sprache sehr gut, aber wenn es zu kompliziert wird... soll ich nach Deirdre schicken lassen?"

    Die junge Beamtin bedachte die Dame, die eben hereingekommen war, mit einem scheuen, aber freundlichen Lächeln und wollte gerade im nächsten Flur verschwinden, als die Dame das Wort an sie richtete. Verwirrt lauschte sie den Worten der Dame, die zweifelsohne an sie gerichtet waren, jedoch verstand sie leider überhaupt nichts. Wegen des Blätterns im Notizbuch und dem fragenden Blick nahm sie an, dass die Dame gezielt in die Staatskanzlei gekommen war und nach jemandem suchte.

    "Entschuldigen Sie bitte vielmals, werte Dame, ich habe Sie leider nicht verstanden. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?"

    Der Beamte war völlig überrumpelt. Die Rotkappe, die ihn um etwa anderthalb Köpfe überragte, hatte ihn kurzerhand ins Haus bugsiert und schleifte ihn nun durch die Räume. Eine Flut von Eindrücken prasselte auf ihn ein: der Geruch von geräuchertem Fleisch, überall Blut - Spritzer auf den Wänden, Lachen am Boden, Flecken auf der Schürze der Rotkappe - und von irgendwo her das schmatzende Geräusch von Eingeweiden, die aus Kadavern entfernt werden.

    Nun fand er sich im Verkaufsraum wieder und starrte auf die wirklich lecker aussehenden Schinken an der Decke, auf die die Rotkappe deutete. Die plötzliche Stille und der erwartungsvolle Blick seines Gegenübers ließen den Beamten vermuten, dass er nun etwas sagen sollte.


    „Ähm…also das… wo bin…“ Erleichtert entdecke er die beiden Gardisten, die im Türrahmen standen und die Waren gierig ansahen. Er sammelte sich kurz und begann von neuem. „Also Herr… Rotkappe. Vielen Dank für die spontane Führung durch ihre Räumlichkeiten. Ich bin hier als Vertreter der Staatskanzlei und wollte mich in der Tat einmal umsehen, da Ihr Etablissement bisher nicht bei uns gemeldet ist. Sie haben hier also eine Fleischerei mit Lager und Verkaufsraum? Wann wurde denn hier der Betrieb aufgenommen? Ich höre, dass noch mehr Leute im Haus sind, gehören die auch zu ihnen? Und diese Schinken und Würste.. in der Tat würde ich gerne eine Auswahl an ihren Produkten kaufen. Wenn Sie mir einfach einen Korb für insgesamt einen Silber Warenwert zusammenstellen könnten? In der Zwischenzeit würde ich mir gerne die Produktionskette zeigen lassen, wenn das möglich ist. Also wo und wie die Tiere verarbeitet werden, bis sie hier oben als Schinken von der Decke hängen. Reine Routine, wir müssen nur sicherstellen, dass das Fleisch fachgerecht verarbeitet wird und der Verzehr für Menschen und ähnliche Wesen unbedenklich ist.“

    Der Beamte bog wieder in die düstere Gasse ein. Ihm folgten zwei Gardisten der Stadtwache mit Kurzschwertern am Gürtel. Zwei weitere Wachen postierten sich einige Schritte hinter ihnen, die Speere lässig aufgestellt, aber dennoch fest im Griff. Man konnte ja nie wissen, Vorsicht war besser als Nachsicht.

    Das mulmige Gefühl ließ sich nicht abschütteln. Er atmete tief durch. Er würde nun einfach an die Tür klopfen und demjenigen, der öffnete, freundlich, aber bestimmt, mitteilen, dass es Beschwerden der Nachbarn über Geräusch- und Geruchsbelästigung gegeben habe und ob er einmal nach dem Rechten sehen dürfe. Falls er dürfte, würde er sich kurz umsehen, ob irgendetwas in die Kategorie der Ordnungswidrigkeiten fiele und dann nach pflichtgemäßem Ermessen entscheiden, ob die Staatskanzlei hier überhaupt tätig werden musste. Vielleicht war ja alles in bester Ordnung und es gab nur ein Belüftungsproblem.

    Er nickte den beiden Gardisten hinter ihm kurz zu und klopfte dann dreimal fest gegen die Tür.

    Der Beamte blieb stehen und rümpfte die Nase. Da lag tatsächlich etwas in der Luft. Wenn man sich anstrengte und sich das Salz und die Lavendelnote, die stets in jedem Luftzug mitschwang, wegdachte, blieb da noch ein Hauch eines ganz anderen Geruchs. Er versuchte zu ergründen, aus welcher Richtung dieser kam. Langsam ging er ein paar Schritte in die eine, dann wieder in die andere Richtung und schlug schließlich den Weg in eine düstere Gasse ein, die von verlassenen Gebäuden flankiert wurde.

    Ein anonymer Hinweis hatte die Staatskanzlei erreicht, dass im unbewohnten Gebiet nahe der Absturzstelle Dinge vor sich gingen. Man höre sonderbare Geräusche und der übliche Lavendelgeruch sei durch irgendwas getrübt. Daraufhin hatte man ihn vor drei Tagen auf Patrouille geschickt. Bisher war ihm nichts aufgefallen, obwohl er zu unterschiedlichen Zeiten hier umher gestreift war. Aber jetzt war er sich sicher, dass er eine Spur gewittert hatte. Der Geruch wurde etwas stärker. Leicht säuerlich. Metallisch. Er ging tiefer in die Gasse hinein, und hielt nach irgendetwas Auffälligem Ausschau. Und dann sah er es. Vor einem Haus am Ende der Gasse stand ein Schild. Eigentlich eher eine halb verwitterte Holzplanke. Und in roter Schrift - er hoffte inständig, dass es sich um Farbe handelte - stand dort „Fleischergilde“.

    Wie angewurzelt blieb der Beamte stehen. Alleine würde er sicherlich nicht weitergehen. Er brauchte Verstärkung, wenn er in diesem Haus nach dem Rechten sehen wollte. Er notierte sich die genaue Adresse des Gebäudes und verließ hurtig die schattige Gasse in Richtung der Staatskanzlei.

    Kaspar und Leopold zuckten mit den Schultern und sahen Kuno fragend an. Dieser blätterte noch einmal durch seine Notizen und meinte dann: "Ich denke, wir haben alle wichtigen Punkte besprochen. Ihr müsstet Euch noch festlegen, an welcher Stelle die Geräteschuppen stehen sollen und wie groß diese werden. Sie dürfen nicht so groß sein, dass jemand darin wohnen könnte, dann sind sie genehmigungsfrei. Die Zisterne ist ebenfalls genehmigungsfrei; das Bauamt wird berechnen, an welcher Stelle sie gebaut werden sollte und wie die Rinnen auf dem Flurstück zu verlegen sind. Das Amt für Kultur muss beteiligt werden, die werden bei den Grabungen nach Lona-Relikten Ausschau halten wollen. Und dann müsstet ihr noch überlegen, ob alle das Grundstück umgebenden Wege auszubauen sind oder ob es eine >>Hauptstraße<< für den Waren- und Personenverkehr zum Flurstück geben soll.

    Für ein Lagerhaus im Außenbereich würde allerdings ein separater Bauantrag benötigt. Ihr könnt aber auch erstmal nur festlegen, wo künftig mal eines gebaut werden soll, und für's Erste die Ernte auf eurem städtischen Grundstück lagern, solange es noch nicht allzu viel ist.

    Wenn Ihr dazu keine Fragen mehr habt, können wir die Begehung hier beenden. Ihr könnt das Flurstück ja in Ruhe mit Eurer Familie abgehen und euch Gedanken machen. Inzwischen werde ich mich an die Zisternenplanung setzen und wir hören in den nächsten Tagen voneinander. Einverstanden?"

    Kuno versuchte, seine eigene Handschrift zu entziffern. So erging es ihm immer, wenn er mal wieder im Gehen mitgeschrieben hatte. Was sollte dieses Geschnörkel bloß heißen? Weg..reißen? Weg..bereiten? Weg breiter? Er stützte seinen Kopf auf die Hand und starrte in Richtung des Aktenregals, doch eigentlich starrte er ins Leere und ging in Gedanken nochmal die Ortsbegehung durch. Sie waren das Flurstück abgegangen, das verpachtet werden sollte, und hatten den Zustand der unbefestigten Wege geprüft. Erstmal würden diese nur zu Fuß und mit Handkarren begangen werden... also "Weg bereiten" im Sinne von "ebnen"? Doch Kuno plante gerne weit im Voraus und eigentlich sollte irgendwann in der Zukunft mehr Verkehr auf diesem Weg herrschen. Also doch "Weg breiter"? das schloss allerdings nicht aus, dass er irgendwas am Wegesrand hatte "wegreißen" wollen...

    In diesem Moment riss ihn ein Klopfen an seiner Bürotür aus seinen Gedanken. Vor Schreck zuckte er zusammen und ließ den Stift fallen. Er bückte sich rasch unter den Tisch, griff nach dem Stift und rief laut "Herein". Gerade als die Tür aufging, schälte er sich etwas ungelenk wieder unter seiner Tischplatte hervor.

    Kunos Schreibgerät schabte schon wieder hektisch über das Papier. Einige Augenblicke sprach niemand, bis Kuno mit seinen Notizen geendet hatte und Vilberes ansah:

    "Wenn das so ist, schlage ich vor, dass gleich eine große Zisterne gebaut wird. So kann später jederzeit eine Verlängerung des Aquädukts erfolgen. Sofern das Ihnen finanziell möglich ist. Wenn Sie die Mittel dafür nicht selbst aufbringen können, kann man sicherlich mal mit dem Ceann der Münzen sprechen. Schließlich ist das eine Investition, die mehrere Arbeitsplätze schaffen könnte, sodass man vielleicht einen Kredit bekommen könnte. Ein Aqua-Schrein...warum nicht. Dafür brauchen Sie keine Genehmigung, aber ich bin nicht sicher, ob das den gewünschten Erfolg bringt." Kuno blickt zweifelnd gen Himmel.


    "Wegen der Olivenbäume", schaltete sich Kaspar ein "die müssen hier stehen bleiben, die sind fester Bestandteil des Grundstücks. Das wird auch im Pachtvertrag festgeschrieben. Meines Wissens steht da aber nichts vom Verändern der Früchte... also aus meiner Sicht spricht nichts dagegen."


    "Aus meiner Sicht auch nicht", bestätigte Leopold. "Ich weiß nur wirklich nicht, ob sich Olivenbäume mit irgendwas kreuzen lassen. Da bin ich als Sandhuhnzüchter überfragt. Kommt auf einen Versuch an, schätze ich.."

    "Achenar zum Gruße", erwiderte der Beamte mit einem freundlich-neutralen Gesichtsausdruck hinter dem Schalter.

    "Sie möchten Bauanträge stellen, habe ich das recht verstanden? Geht es dabei um gänzlich Neuerrichtungen oder um Sanierungen bestehender Gebäude? Und werden diese Bauvorhaben innerhalb oder außerhalb der Stadtmauern durchgeführt? Es sind nämlich unterschiedliche Sachbearbeiter zuständig, wissen Sie?"

    Ohne auf die Antwort seiner eher rhetorischen Frage zu antworten, zeigt er auf die zusammengerollten Papiere.

    "Das Bauamt benötigt sicherlich eine Skizze und eine verbale Beschreibung der Bauvorhaben... Sind das die Unterlagen? Das wäre natürlich gut, wenn Sie die schon dabei haben. Der zuständige Sachbearbeiter wird Ihnen dann sagen können, was er darüber hinaus benötigt. Das Bauamt ist übrigens im 1. Stock, einfach die Treppe dort drüben hinauf steigen und dann nach links in den Flur abbiegen. Das dritte Zimmer zur Rechten ist das Büro von Kuno, der ist gerade von einer Ortsbegehung für ein Bauprojekt zurückgekehrt und kann Ihnen sicher weiterhelfen." Der Beamte faltet beflissen seine Hände zusammen und lächelt Bruder Sven unverbindlich an.